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Sonntag, 1. Februar 2009

Bekenntnis für Bonn

Schon allein der Name Pro Bonn ist ja eigentlich ein Paradoxon. Wer auf der einen Seite davon schwätzt, gegen Überfremdung aufzutreten, sich aber anstelle der hier gebräuchlichen deutschen Sprache dem Lateinischen der römischen Besatzer bedient, darf sich über Befremdung nicht wundern. Denn eigentlich müsste es ja FÜR BONN heißen.


Da kommen also jetzt irgendwelche ultrakonservativ antiislamistische Rattenfänger und blasen auf der längst vergessenen Sackpfeife des aufgeklärten Nationalismus für uns Bonner, das Lied von dem, was gut FÜR BONN ist. Da stellt sich mir doch eindeutig die Frage, ob das denn wirklich Bonner sein können. Historisch gesehen erscheint das sehr fraglich. Oder sie haben einfach nicht verstanden woFÜR BONN eigentlich steht.


FÜR BONN stand immer der Gedanke der Weltoffenheit und der Weltzugewandtheit. Bonn, die Schöne am am Rhein. Gegründet von Römern, als das schöne Castell am Rhein. Der Ort der Gastfreiheit.


(Für die historisch und geographisch weniger gebildeten: Rom liegt im heutigen Italien und die damaligen Bewohner konnten noch keine Christen sein, da das ganze sich vor Christi Geburt abspielte.)


Wer FÜR BONN ist, der ist für die Welt, für ein Klima der Weltoffenheit. Denn hier am Rhein hat sich schon immer die Welt getroffen. Kaum jemand hat dies treffender und plastischer beschrieben als der deutsche Dichter Carl Zuckmayer in seinem Stück "Des Teufels General", verfilmt mit dem unvergessenen deutschen Schauspieler Crud Jürgens:


Schrecklich. Diese alten verpanschten rheinischen Familien! ... (lacht vor sich hin) Stell'n Se sich doch bloß mal ihre womögliche Ahnenreihe vor: da war ein römischer Feldherr, schwarzer Kerl, der hat einem blonden Mädchen Latein beigebracht. Dann kam 'n jüdischer Gewürzhändler in die Familie. Das war 'n ernster Mensch. Der 's schon vor der Heirat Christ geworden und hat die katholische Haustradition begründet. Dann kam 'n griechischer Arzt dazu, 'n keltischer Legionär, 'n Graubündner Landskecht, ein schwedischer Reiter...und ein französischer Schauspieler. Ein...böhmischer Musikant. Und das alles hat am Rhein gelebt, gerauft, gesoffen, gesungen und...Kinder jezeugt. Hm? Und der Goethe, der kam aus demselben Topf, und der Beethoven, und der Gutenberg, und der ... Matthias Grünewald. Und so weiter, und so weiter. ... Das war'n die besten, mein Lieber. Vom Rhein sein, das heißt: vom Abendland. Das ist natürlicher Adel. Das is Rasse.


(zitiert nach http://www.staff.uni-marburg.de/~naeser/harras.htm)


Und setzen wir diese Ahnenreihen FÜR BONN doch einmal fort:

  • Im neunten Jahrhundert gab es zwei Wikingerüberfälle,

  • die Rheinschiffer und hanseatischen Kauffahrteifahrer, die in Bonn Jahrhunderte stapelten,

  • Bernstein- Salz- und Seidenhändler

  • Die Pilger auf dem Weg von Köln nach Santiago,

  • die Truppen des dreißigjährigen Krieges,

  • die bayerischen Truppen, als sie die Godesburg schleiften,

  • Napoleonische Truppen,

  • Handwerker und Studenten auf der Walz

  • Die Sieger zweier Weltkriege,

  • Diplomaten und diplomatische Angestellte aus aller Welt,

  • und all die gern gesehenen Menschen aus aller Herren Länder die hier leben, arbeiten und Handel treiben.

Alle die haben "am Rhein gelebt, gerauft, gesoffen, gesungen und...Kinder jezeugt." Alle die stehen FÜR BONN.


Auch die Ausgrenzung einzelner Religionen ist FÜR BONN etwas kaum denkbares. Einmal historisch nachgedacht, müssten wir ja dann alle religiösen Strömungen verbannen. Als, so gegen 20 vor unserer Zeitrechnung, die Römer Bonn gründeten, gab es noch keine Christen. Links vom Rhein die Kelten, rechts vom Rhein die Germanen und in der Castra die Römer, mit den Auxiliartruppen aus allen damals bekannten Ländern der Erde.

Dann kamen irgendwann Cassius und Florentius und begannen christliche Gemeinden zu gründen. Stellen Sie sich einmal vor, damals hätten sich die Leute hingestellt und FÜR BONN einen "Anti Christianisierungs Kongress" gemacht. Dann würden wir heute Baal, Lug, Wotan, Donar, Zeus und noch ein paar hundert andere Götter anbeten nur die armen Christen dürften dann nicht mitmachen.


Überhaupt, das "Christliche Abendland" gäbe es dann gar nicht, weil wir ja vor Christus stehen geblieben wären. (immer hin wäre dann Pro Bonn schon richtiger, weil die Amtssprache immer noch Latein wäre.)


Jetzt könnte man natürlich sagen, dass das gar nicht so schlimm wäre. Aber ohne Christianisierung gäbe es auch keinen rheinischen Karneval. Und was es FÜR BONN bedeuten würde, wenn es keinen Karneval gäbe, können sie sich ja selbst denken. (Abgesehen von denen, die zum Lachen in den Keller gehen)


Die Rheinländer sind aber einen anderen Weg gegangen. Sie haben sich einfach das beste aus dem Katholizismus rausgesucht und den sogenannten "rheinischen Katholizismus" erfunden. Stellen Sie sich einmal vor, den Muslimen würde es in Bonn so gut gefallen, wie den Römern damals. Und, weil es FÜR BONN kein Problem ist, würden sie sich alle wohl fühlen und Platt lernen. Vielleicht würden die dann in ein paar Jahrzehnten den "Rheinischen Islamismus" erfinden. Und wenn ich mich bei vielen muslimischen Freunden und Kollegen so umschaue, waren die ja auch auf dem besten Weg dazu. Freitags in die Moschee, Sonntags auf den Fußballplatz und Donnerstags Kegeln mit Schmitzens, Müllers, Da Francos und Kurwalskys.


Und hätte es den 11. September nicht gegeben, würde vielleicht eines Tages die Bonna Aischa die I., oder der Prinz Jussuf der III. heißen. Nach diesem denkwürdigen Tag hatte das Gerede von Integrationspolitik Hochkonjunktur. Und weil keiner wusste, wie man politisch integriert, hat man auch aufgehört menschlich zu integrieren. Dabei weiß der Rheinländer ganz gut, dass Integration am besten über das gemeinsame Leben, Raufen,Saufen, Singen und Kinderzeugen geht. Integration ist nämlich nicht nur eine Sache der Politik sonder eine Sache des Herzens.


Dass eine solche Art der Integration gut gehen kann, steht FÜR BONN außer Frage. Als nach dem Krieg die ganzen evangelisch preußischen Staatsbeamte in die provisorische Hauptstadt kamen, hat ja auch keiner einen "Anti-Protestantismus-Kongress" abgehalten. Im Gegenteil, wir haben denen ja auch erlaubt Kirchen und Schulen zu bauen. Im Anfang hat man sich sogar Gotteshäuser geteilt. Und, wie man sieht hat es doch hervorragend geklappt. Oder glauben sie, FÜR BONN wären die vielen Evangelischen heute noch ein Problem? Die sind prima integriert und fallen im normalen Leben kaum noch auf.


Da müssten doch eigentlich jetzt die ganzen Christen in Bonn aufstehen und sagen:

"FÜR BONN können wir einen solchen antiislamistischen Circus nicht zulassen denn:

  1. sind wir ja selbst nur seit 2000 Jahren iIntegrierte andersgläubige und

  2. wenn die Spinner das merken, kommen die womöglich doch noch auf die Idee, einen "Anti Christianisierungs Kongress" zu machen, um das Rheinland vor Überfremdung zu schützen."


Vor diesem historischen Hintergrund erscheint es einem echten Rheinländer befremdlich, wenn plötzlich rechte Rattenfänger auftauchen und FÜR BONN eine fremdenfeindliche Politik einfordern. Ist doch dem Rheinländer im allgemeinen und dem Bonner im besonderen nichts fremder als Fremdelei und nationalistische Zugeknöpftheit. Doch, eines ist ihm fremder, seine eigene ethnische, philosophische und religiöse Herkunft und Abstammung im Lauf der Jahrtausende.


Und die dunklen Epochen, in denen die Rheinländer ihre eigene Geschichte vergessen hatten, waren FÜR BONN und für die Welt weder gut noch förderlich. Da müsste jetzt auch jeder konservativ eingestellte Mensch denken: "Schuster bleib bei deinen Leisten!" was FÜR BONN bedeutet: Beleibt bei Eurer schönen weltoffenen, fremden- und gastfreundlichen Art.


FÜR BONN und das Rheinland sind fremdenfeindliche Gedanken einfach unpassend. Auch wenn einige – offensichtliche zugereiste Immis - sagen, sie seien FÜR BONN.


FÜR BONN wäre es gut, wenn Leute mit einem solchen Gedankengut dahin gehen würden, wo dieses Gedankengut zu hause ist. Damit meine ich jetzt nicht den Osten Deutschlands, auch wenn es einem so vorkommen könnte. Vielleicht in den Süden der Vereinigten Staaten von Amerika, aber die haben ja jetzt Obama. Auch in Südafrika, haben Rassisten keinen Platz mehr. Vermutlich nirgendwo auf dieser Welt und am allerwenigsten am Rhein.


Warum mir das so nahe geht? Ganz einfach: Ich bin ein Echter Rheinländer. Mein Vater kam aus Friesland, mein Großvater von der Ahr, einer meiner Urgroßväter aus der Schweiz und alle ihre Frauen kamen vom Rhein. Meine Männlichen Ahnen, auch die Onkels sind als Handwerker auf der Walz und als Soldaten hier hängen geblieben. Sie alle haben "Dam Rhein gelebt, gerauft, gesoffen, gesungen und...Kinder jezeugt.") Und ich wäre nicht das, was ich bin, wenn es nicht so wäre. Ich wäre nämlich gar nicht da.

Denken Sie mal nach

und nehmen Sie mich und sich nicht so ernst.


1 Kommentar:

  1. Hallo Bernd! Ich werden Deinen Blog verfolgen! Und vielleicht wärst Du sogar ohne Deutschleistungskurs nicht hier, sondern nur Da! Dein alter Schulfreund John Dietz.

    Zitat:"Und ich wäre nicht das, was ich bin, wenn es nicht so wäre. Ich wäre nämlich gar nicht da."

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